Das Märchen vom Halsringreiten



Mit Halsring ohne Sattel, mit wehendem Haar und Wallawalla Kleid geht es über das Stoppelfeld, durch den Wald oder gar an der Straße entlang.
Der Halsring - das neue Must Have für jeden Reiter, der was auf sich hält.
Zeugt ja schließlich von Vertrauen! Oder?

Vorab - ja, ich reite auch mit Halsring, am liebsten sogar ohne alles.
Das tue ich mit meinem Pferd, welches seit sieben Jahren an meiner Seite ist. Das ich jeden Tag sehe, das auf der Wiese zu mir galoppiert kommt, das sich vor nichts erschreckt und immer entspannt ist, das beim Reiten nur über Atmung und Energie zu leiten ist und dem ich zu 100% vertraue.
Das alles haben wir nicht von Anfang an miteinander gehabt, ganz im Gegenteil, das hat sich über viele Jahre aufgebaut.

Also nur, weil jemand mit Halsring reitet, hat der dann eine super tolle Verbindung zu seinem Pferd und das Pferd ist super toll ausgebildet? Leider nein. Der Trend des Halsring-Reitens geht mittlerweile viel zu weit. Junge Mädchen, oft ohne Helm, weil das auf einem Foto ja doof aussieht, reiten ihre Pferde mit Halsring.
In einem abgezäunten Bereich, ohne andere Pferde und unter Anleitung, natürlich mit Helm und einem Pferd, welches gelernt hat, auf Gewichtshilfen zu reagieren, ist das alles schön und gut. Warum auch nicht?
Ich finde den Halsring im Training eine tolle Möglichkeit, den Ist-Status eines Pferd-Mensch-Paares ab zu fragen. Wobei wenn alles stimmt, der Halsring gar nicht nötig sein sollte. Aber auch mal zum Spaß finde ich es vollkommen okay, solange dabei bestimmte Sicherheitsvorkehrungen getroffen und der Halsring richtig eingesetzt wird.
Doch übers Stoppelfeld und durch den Wald galoppieren, muss das sein?
So gefährdet man nicht nur sich selbst und sein Pferd, sondern auch andere.
Mal abgesehen davon, dass keine Versicherung bei solchen Konditionen einen Schaden deckt.

Und auch mit Halsring kann man dem Pferd schaden. Nur, weil nichts am Kopf liegt, ist es nicht gleich sanft. Oft sehe ich, dass dann statt der Schenkelhilfe sich die Ferse in den Pferdebauch bohrt und am Halsring herumgerissen wird.
Der Halsring sollte unten am Hals Richtung Brust liegen. Wird er weiter oben angesetzt, drückt er dort auf den Kehlkopf. Und das hat dann gar nichts mehr mit pferdefreundlichem Reiten zu tun. Drückt Euch doch selber mal auf den Kehlkopf, ziemlich unangenehm, oder?

Also: das Pferd muss reell (!) an den Hilfen stehen, auf Gewicht und Energie reagieren, seinem Reiter zuhören, entspannt sein und eine ehrliche Verbindung zu ihm haben. Ist auch nur ein Punkt hiervon nicht erfüllt, ist das Halsring-Reiten ein gefährliches Unterfangen, was für keinen von beiden angenehm und entspannt wird.
Es sollte nie darum gehen, irgendwem etwas beweisen zu müssen. Also kann man auch eine normale Zäumung und den Halsring anlegen, aber die Zügel nicht nutzen. Aber so ist man für eine Gefahrensituation gewappnet.

 

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