Ich denke, es kann Sinn machen, sein Pferd eine Weile gar nicht oder nur sehr selten zu reiten. Solche Phasen
habe ich mit meinen Pferden immer wieder und wir profitieren sehr davon. So lässt sich vermuten, dass das Erreichen von reiterlichen Zielen länger dauert, da man ja weniger
übt.
Doch:
Wer langsam geht, kommt schneller an.
- Mark Rashid
Grundsätzlich reite ich meine Pferde eher selten. Die meiste gemeinsame Zeit verbringen wir am Boden miteinander.
Zum einen, da wir so unsere Beziehung stärken können, weil wir viel Freiarbeit miteinander machen und zum anderen, weil ich immer wieder feststelle, wie wunderbar man das Reiten vom Boden aus
vorbereiten kann.
Doch nicht nur unsere Pferde setzen wir unter Druck, wenn wir sie reiten, obwohl sie dazu eigentlich noch nicht
bereit sind. Häufig sind es auch wir selbst, die unter Druck gesetzt werden, zu reiten, obwohl das Bauchgefühl dazu eigentlich nicht stimmt. Sei es wegen klugen Kommentaren von der Bande oder
vergangenen Ereignissen, die einen verunsichern.
Angstreiter z.B. haben ständig im Kopf "Ich muss wieder reiten!" - nein, müsst Ihr überhaupt
nicht.
Man sollte erst aufs Pferd steigen, wenn sich alles richtig anfühlt. Sonst vermittelt der Reiter dem Pferd das
Signal, dass etwas nicht stimmt und verunsichert das Pferd, was schnell zu Spannungen und Missverständnissen führen kann.
Doch leider liegt für viele immer noch der Fokus auf dem Reiten. Wer das so sieht, der wird in seinem Pferd nie einen wahren Freund finden. Ich wll damit gar nicht sagen, dass
man es nicht anders will, sondern dass es oft einfach Unwissenheit ist. Viele wissen gar nicht, was Bodenarbeit bedeutet. Ich wurde tatsächlich schon mehrfach gefragt, was man denn da macht und
wofür das gut sein soll. Es wird auch häufig als unnötig angesehen und nicht ernst genommen.
Gerade Eltern denken oft, ihre Kinder müssten ans Reiten kommen. Und da fängt es ja eigentlich schon an.
Wenn ich immer ehrlich gearbeitet habe, wird mich mein Pferd bis ans Ende der Welt tragen.
- E. F. Seidler
Erst, wenn man reitet und wenig machen muss, damit das Pferd versteht, macht reiten Spaß.
Feine Hilfen, wenig Druck, kein Zwang.
Wer viel macht, macht viel falsch - immer.
Doch so geht es nur, wenn die Beziehung stimmt, wenn die Kommuikation fein ist und Weg des Reitens am Boden geebnet
wurde.
Kommentar schreiben
PeBe (Dienstag, 04 Januar 2022 09:32)
Vielen Dank für diesen "Blogeintrag"! Wenn man schon viel geritten, und auch falsch geritten ist, ist irgendwann die Luft raus und das Reiten hat den Reiz verloren. Oft sah ich schon Berufsreiter, die nach dem xten Trainingspferd einen verbrauchten Alltagssitz eingenommen hatten und Schrittphasen nutzten, um am Handy zu datteln. Das finde ich respektlos dem Pferd gegenüber.
Allgemein finde ich dass das Reiten völlig überbewertet ist. Man könnte viel mehr immer eine angenehme Atmosphäre schaffen, achtsam mit dem Pferd arbeiten und jeden Augenblick von unten und von oben bewusst wahrnehmen. Vielleicht sollte das Reiten immer als ein besonderer Moment gesehen werden, wie der Moment des ersten Aufsitzens auf ein Jungpferd. Und wenn ein Pferd aus diversen Gründen nicht geritten werden kann, darf es trotzdem vom Boden aus gesunderhaltend gymnastiziert werden.